Veranstaltungen 2005

27. Januar 2005 Holocaust-Gedenkanlass

Die Universität Luzern veranstaltete am 27. Januar 2005 einen Holocaust-Gedenkanlass. Der Politikwissenschaftler Professor Dr. Joachim Perels von der Universität Hannover, Autor zahlreicher Publikationen zu den Nachwirkungen der NS-Herrschaft in Deutschland, hielt den Hauptvortrag. Das Thema seines Vortrags lautete: „Der Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main 1963 – 1965“. Als weitere Referentin wurde Nationalrätin Cécile Bühlmann, Vizepräsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, verpflichtet. Sie sprach über „Moderne Gesellschaften und ihre Feindbilder – was wir von der Erinnerung an den Holocaust lernen können“. Die Veranstaltung fand um 19.15 Uhr im Union-Saal an der Löwenstrasse 16 in Luzern statt und war öffentlich.

Was wir von der Erinnerung an den Holocaust lernen können

(Auszug) Ansprache von Cécile Bühlmann,

Nationalrätin, Vizepräsidentin der Eidg. Kommission gegen Rassismus, anlässlich der Gedenkveranstaltung der Universität Luzern

„Die erste russische Patrouille tauchte gegen Mittag des 27. Januar 1945 in Sichtweite des Lagers auf. – Es waren vier junge Soldaten zu Pferde; vorsichtig ritten sie mit erhobenen Maschinepistolen die Strasse entlang, die das Lager begrenzte. Als sie den Stacheldraht erreicht hatten, hielten sie an um sich umzusehen, wechselten scheu ein paar Worte und blickten wieder, von einer seltsamen Befangenheit gebannt, auf die durcheinander liegenden Leichen, die zerstörten Baracken und auf uns wenige Lebende. Wir lagen in einer Welt der Toten, um uns und in uns war die letzte Spur von Zivilisation verschwunden.“ So beschreibt Primo Levi, einer der wenigen Überlebenden des Holocaust in seinem Buch „Die Atempause“ die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Primo Levi hat wie Jean Améry und andere weniger berühmte Überlebende, das Leben nach Auschwitz nicht mehr ausgehalten und sich Jahre später selber umgebracht. Er war durch diesen grauenvollen Abgrund der Zivilisation gegangen und ist die schrecklichen Bilder der Erinnerung nie mehr losgeworden. Die Befreiung von Auschwitz, diesem Mahnmal des tiefsten Zivilisationsbruchs, jährt sich heute zum 60. Mal. Deshalb sind wir hier zusammengekommen.


Pädagogische Hochschule Luzern

"Es gibt hier keine Kinder: Auschwitz – Gross-Rosen Buchenwald"

Ausstellung mit Zeichnungen von Thomas Geve vom 24. Januar bis 11. März 2005,
Studienbibliothek im Erdgeschoss des Fluhmattschulhauses


Thomas Geve, geboren 1929, wurde im Sommer 1943 zusammen mit seiner Mutter nach Auschwitz deportiert und im April 1945 in Buchenwald befreit. Seine fast zwei Jahre dauernde Haftzeit in verschiedenen Konzentrationslagern verarbeitete der 15jährige in einem Zyklus von rund 80 Buntstiftskizzen auf Papier der Lagerverwaltung. Diese Skizzen waren vom 24. Januar bis zum 11. März 2005 (ausgenommen 03.-11. Februar 2005) in der Studienbibliothek im Erdgeschoss des Fluhmattschulhauses an der Museggstrasse 9 in Luzern zu sehen. Dazu wurde ein Büchertisch mit dem Ausstellungskatalog und der zweiteiligen Autobiographie von Thomas Geve eingerichtet sowie ein Videofilm gezeigt, in dem Thomas Geve einem Jugendlichen von heute von seinen Erlebnissen berichtet.

Die Vernissage zur Ausstellung fand am Mittwoch, 26. Januar 2005, 19 – 21 Uhr, in der Studienbibliothek statt. Der Besuch der Vernissage stand allen interessierten Personen offen. Die Ausstellung war vom 24. Januar bis zum 11. März 2005 (ausgenommen 03.-11. Februar 2005) für individuelle Besuche oder Besuche in Kleingruppen jeweils montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 – 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet.


Begegnungen mit Thomas Geve

Auschwitz-Überlebender und Autor der in der Ausstellung gezeigten „Zeichnungen eines kindlichen Historikers“

Vom Dienstag, 25. Januar 2005, bis Freitag, 28. Januar 2005, fand jeweils von 17 – 19 Uhr im Raum D31 im Westflügel des Musegg-Schulhauses unter Mitwirkung von Thomas Geve eine Einführung in die Ausstellung „Es gibt hier keine Kinder: Auschwitz – Gross-Rosen–Buchenwald“ statt (Dia-Präsentation und Gespräch). Die Begegnungen wurden von einer Studierendengruppe, von Dr. Kurt Messmer und von Dr. Hans-Rudolf Schärer gestaltet.

Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe (AZG) des Kantons Luzern

Eine etwas ungewöhnliche Unterrichtssequenz erinnern statt vergessen – handeln statt schweigen!

AZG Veranstaltung zum Gedenken an den Holocaust und zur Verhütung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit
27. Januar 2005, 13.00 – 15.30 Uhr Hörsaal Kantonsspital Luzern


Programm
• Begrüssung, Einführung ins Thema
• Véronique Schmidt Cuérel, Physiotherapeutin
Erfahrungsbericht über die Arbeit mit MigrantInnen und Opfern von kollektiver und/oder individueller Gewalt in einem pluridisziplinären Team
• Andreas Hausheer, Lehrer, Mediator
„Das Ende des Faschismus – oder wenn viele kleine Leute kleine Schritte tun...“
Holocaust: Was hat das mit uns zu tun? Oder ist das weit weg von uns?
Zwischen dramatisieren und bagatellisieren: Wie kann ich konkret reagieren?

Lernziele
• Erkennen, mit welcher Grundhaltung Berufstätige im Gesundheitswesen zur "Rehumanisierung von Menschen, die von Menschen enthumanisiert wurden" (V. Schmidt Quérel), beitragen können.
• Erkennen, wie zerbrechlich Demokratie sein kann und dass Werte wie individuelle Würde, soziale Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt und Bürgerrechte ständig aktiv gestaltet werden müssen.

Teilnehmende 7 Ausbildungskurse des AZG Luzern (2 Klassen Physiotherapieausbildung, 5 Klassen Pflegeausbildung), MitarbeiterInnen AZG, KSL, Gäste

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Was wir von der Erinnerung an den Holocaust lernen können
Ansprache von Cécile Bühlmann